Der Goldene Kreis auf Island

Wir sind nun schon ein paar Tage im Süden Islands unterwegs. Der Goldene Kreis ist ein Muss für einen Island Roadtrip!

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Wie du sicher schon in meinem letzten Blogbeitrag gelesen hast, sind mein Mann Dirk und ich im Winter auf Island unterwegs. Der Januar war einer der kältesten seit vielen Jahren, mit Unmengen von Schnee. Davon ist nichts mehr zu sehen, da es in den letzten Wochen wiederum ungewöhnlich warm war. Jetzt, Anfang März, ist die Kälte allerdings zurück, aber es ist eine sehr trockene Kälte. Es friert sehr, vor allem nachts, aber wir brauchen unsere Autoscheiben nie freikratzen. *

Von Reykholt zum Nationalpark Thingvellir

Bevor wir recht früh das Hotel in Reykholt verlassen, schaut Dirk noch einmal auf die „Safe Travel“-App, ob es Straßensperrungen gibt. Dem scheint nicht so, also verlassen wir uns auf Google Maps, um den kürzesten Weg zum Thingvellir Nationalpark zu nehmen.

Island-Fossatun
der Fossatún, hier werden die Feen erklärt

Bald biegen wir von der 50 auf 52 ab. Wenn es nicht so unglaublich kalt draußen wäre, hätten wir hier unterwegs noch an einer heißen Quelle angehalten, die historisch interessant ist, aber der Wind ist gnadenlos. Links und rechts sind Berge, nicht hoch, aber wir haben das Gefühl, durch eine große Flusslandschaft zu fahren. Klar, dass uns auch hier einer begleitet. Ab und zu sehen wir ein einsames Gehöft und immer wieder Island Ponys auf den kargen Weiden.

Dann endet die 52 abrupt und wir stehen vor einem Schild, das besagt, die Weiterfahrt auf der 550 ist auf eigene Gefahr. Wir überlegen, ob wir umdrehen sollen, das wäre ein riesiger Umweg von mehreren Stunden und damit würde unser ganzer Plan für heute nicht sein oder ob wir unserem 4×4 PKW vertrauen.

Die 550

Es ist klar, dass wir nach dem Passieren dieses Schildes auf uns gestellt sein werden. Die Straße besteht nur noch aus Schotter und dieser ist teilweise weggespült, wie wir ganz schnell merken. Häuser gibt es hier keine mehr. Wir fahren immer bergan und die grauen Wolken scheinen uns langsam einzuhüllen. Es ist nichts mehr zu sehen, Schneegestöber beginnt und einen Handyempfang haben wir schon lange nicht mehr. Wir sind allein. Kein anderes Fahrzeug kommt uns entgegen, aber das ist auch gut so, denn die „Straße“ ist schmal, Dirk fährt nur im Schneckentempo, denn es ist kaum etwas zu sehen und die tiefen Schlaglöcher könnten uns gefährlich werden.

winterliche-Strasse-auf-Island
noch sieht die Straße ganz gut aus…

Um uns herum ist es nur noch milchig weiß, wo die Wolken anfangen und der Boden aufhört ist nicht zu erkennen. Dann endlich lichtet es sich vor uns und wir merken, dass wir auf dem Kamm eines Passes stehen. Rechter Hand ein riesiger See, zum größten Teil gefroren, vor uns eine Eisplatte, die Straße ist nicht mehr zu erkennen, nur noch Reifenspuren zeigen uns den Weg. Immerhin müssen Menschen vor uns hier entlang gefahren sein. Das tröstet ein wenig. Bloß nicht abrutschen! Hier im See zu landen ist sicher keine gute Idee.

Fotografieren lohnt sich nicht, alles verschwimmt im Weiß des Schnees oder der Wolken. Fast unheimlich…

Über´m Berg

Es geht wieder bergab. Google zeigt uns, dass wir bald da sein sollten. An der ersten Station des Goldenen Kreises. Endlich kommen wir an eine Art Kreuzung. Nach links ist alles gesperrt, hier ist vielleicht eine Art Lawine runtergekommen, nach rechts sieht es besser aus und hier müssen wir auch entlang. Die Straße ist nun wieder geteert, aber eigentlich ist es mehr ein Damm durch eine Art See, ein Schmelzsee? Schwer zu sagen. Es gibt Wanderzeichen, die direkt hindurchgehen. Also ist dieser See wohl nur temporär.

Plötzlich ist vor uns mehr als die Hälfte der Fahrbahn verschwunden, abgesackt, von Sturzbächen mitgerissen? Keine Ahnung, aber wir fahren ganz langsam dran vorbei.

Vor uns sehen wir einen Bagger in Aktion, Menschen! Das Areal neben der Straße wird aufgeschüttet, planiert oder was auch immer. Der Fahrer schaut uns seltsam an. Oha…
Dann ein weiterer Arbeiter, der am Straßenrand steht und auch seltsam guckt. Die Straße bleibt spannend, an einem Felsüberhang, ist sehr viel Schnee runtergekommen und liegt dick auf der Fahrbahn. Reifenspuren weisen uns den Weg. Es geht weiter bergab und die Straße wird besser.

Endlich kommt die Straße unten an der 36 raus. Und was sehen wir hier? Durchfahrt verboten! Das stand auf der anderen Seite jedenfalls nicht, aber wir sind trotzdem froh, dass wir wieder in der „Zivilisation“ angekommen sind. Der Goldene Kreis wartet nun endlich auf uns!

 

Der Goldene Kreis beginnt mit dem Thingvellir Nationalpark

Wir halten uns Richtung Informationszentrum Thingvellir, wo große Parkplätze am Fuße des Grabenbruchs zur Verfügung stehen. Die Parkgebühren haben wir bereits online entrichtet. Erstaunlich, wie voll es um diese Jahreszeit hier ist! Busse und viele Privatautos stehen hier, die meisten wohl Mietwagen, wie unserer, denn alle Touristen wollen den Grabenbruch sehen, der die eurasische Kontinentalplatte von der amerikanischen Platte trennt und Jahr für Jahr weiter auseinanderdriftet.

Goldener-Kreis-Grabenbruch
oben angekommen, linkds geht´s zum Wasserfall, rechts am Grabenbruch entlang

Der Goldene Kreis ist halt zu jeder Jahreszeit interessant und auch von Reykjavik in einem Tag gut machbar.

Goldener-Kreis-Fussweg-Thingvellir
der Weg, kurz vor dem Wasserfall am Thingvellir

Der Wind packt uns mit eisigen Böen als wir das Auto verlassen und den gut zu begehenden Fußweg nach oben nehmen. Wenn Schnee liegt, sind Crampons eine gute Idee! Oben angekommen, weisen Holzwege nach links und rechts. Den kleinen, aber markanten

Wasserfall

muss ich natürlich fotografieren. Dazu muss ich die Handschuhe ausziehen und gleich habe ich das Gefühl, meine Finger frieren ab. Was für ein Windchill!

Wasserfall-Thingvellir
der kleine, teilweise vereiste Wasserfall am Grabenbruch des Thingvellir

Hier ist der Weg zu Ende. Also wieder zurück und runter an den Fuß des Grabenbruchs.

Weg zum Informationszentrum

Einen guten Kilometer geht es nun auf einem Fußweg immer entlang des Grabenbruchs oder auch auf ihm, immer stetig bergan. Am Parkplatz befindet sich noch eine saubere WC-Anlage. Sie ist geheizt! Schnell ein wenig aufwärmen, ehe es zurück in den eisigen Wind geht.

Fussweg-am-Thingvellir
die Wege sind sehr gut am Thingvellir

Nach ungefähr der Hälfte des Weges stehen wir am Aussichtspunkt, mit Sitzflächen und einem grandiosen Blick über die Ebene. Viele Flüsse, kleine Seen und tiefe Spalten sind zu sehen, alles dem stetigen Auseinanderdriften der Platten geschuldet.

Aussichtspunkt-ueber-den-Thingvellir-Platz
da stehe ich nun, warm eingepackt, am Aussichtspunkt über der Thingvellir-Ebene

930 n.Chr. kamen die Wikinger hier erstmals zusammen, um ein Parlament oder Albingi abzuhalten. Seit 2004 gehört der Nationalpark zum UNESCO Welterbe.

Kurz vor dem Erreichen des Infocenters führt der Weg durch eine Art Schlucht, er ist recht breit und sehr gut in Schuss. Wie wir oben auf Schildern erfahren, war dies sogar früher eine Straße, über die Autos fuhren. Dann tat sich ein breiter Riss auf und die Straße wurde gesperrt.

Wanderweg-am-Thingvellir
die ehemalige Straße am Thingvellir

Das ganze Gelände ist historisch extrem wichtig für die Isländer. Leider ist die Ausstellung dazu im Infocenter bei unserem Besuch nicht zugänglich. So begeben wir uns auf den Rückweg, den Wind nun von vorn. Ich habe das Gefühl, mein Gesicht friert ein, aber solange die Nase noch läuft, geht es wohl…

Der Goldene Kreis ist nun zu einem Drittel angeschaut, weiter geht es zum

Gulfoss Wasserfall

Vom Thingvellir Nationalpark bis zum Gulfoss ist es nicht so weit und die Straße ist gut, der Wind weht stetig, aber auch die grauen Wolken weht er weg. Den Gulfoss Wasserfall habe ich schon einmal vereist gesehen. Der Goldene Kreis war schon zweimal mal Ziel auf Island. Einmal im April, und der Gulfoss war noch vereist und einmal im August in strömendem Regen. Wie er wohl heute aussieht? Auch hier ist der Parkplatz voll. Dieser Parkplatz ist kostenlos. Das Besucherzentrum ist groß und gut geheizt, aber wir wollen erstmal zum Wasserfall. Der Weg ist ein wenig schlüpfrig, die Treppen teilweise vereist. Wer bei Schneefall kommt, sollte seine Crampons unter die Schuhe schnallen!

Golderner-Kreis-Gulfoss-im-Winter
ein unglaublicher Anblick, der majestätische Gulfoss Wasserfall mit alle dem Eis

Der Wasserfall ist mit seinem unglaublichen Getöse nicht zu überhören. Er sieht wunderbar aus, teilweise vereist und trotzdem donnern die Wassermassen des Flusses Hvítá 32 Meter in die Tiefe. Ein grandioses Schauspiel, aber bei der Kälte und dem feinen Wassernebel kaum länger zu ertragen. Auch für die Kameras ist der Rückzug besser. Wir machen unsere Fotos und freuen uns auf einen kurzen Aufenthalt im Shop, um wieder aufzutauen.

Der Goldene Kreis hat uns sein zweites Ziel gezeigt, wie wohl das dritte heute aussieht? Der

Geysir (Springquelle)

wartet auf uns. Nach diesem Geysir, allerdings sind es mehrere hier, wurden auch alle anderen Springquellen auf der Erde genannt.

Goldener-Kreis-Geysire
Das Geysirfeld am Goldenen Kreis. Die Quellen sind alle nahezu kochend heiss.

Der große Geysir, dessen enorme Kraft den Wasserstrahl bis 120 Meter in die Höhe speien konnte, ist seit Jahren inaktiv. D.h. allerdings nicht, dass dies so bleibt. Sein „kleiner Bruder“, der Strokkur ist da schon zuverlässiger und spukt alle 5 bis 10 Minuten einen bis zu 30 Meter hohen Strahl aus. Da der Wind heute recht heftig ist, ist auch die Fontäne nicht so hoch, sondern eher vernebelt, bzw. geht sie schnell horizontal weg. Viele Menschen stehen drum herum, fast alle mit gezückter Kamera. Dann geht ein allgemeines „Ahhhh“ durch die Menge,als es zischt und der Strahl in einer riesigen Blase nach oben steigt.

Menschen-warten-am-Strokkur
die Menschen warten geduldig in der Eiseskälte, dass der Strokkur ausbricht
Strokkur-Wasserblase
es geht los, der Strokkur kocht auf
Strokkur-Wasserdampf
der schießt der Strokkur in die Luft!

Es gibt noch ein paar weitere brodelnde Quellen. Das Wasser ist bei allen kochend heiß, also Abstand halten und unbedingt die Absperrseile beachten.

Goldener-Kreis-der-grosse-Geysir
der große Geysir spuckt schon seit Jahren nicht mehr

Der Goldene Kreis ist nun komplett! Unser Tagesprogramm allerdings noch nicht, denn wir haben eine Reservierung in einem der ältesten Thermalschwimmbecken, der

Secret Lagoon (Gamla Laugin)

Die Eintrittskarten sollten man online vorreservieren.

Die Schuhe müssen vor dem Betreten der Umkleideräume ausgezogen werden. Handtücher können gemietet werden.

Die Umkleideräume sind nach Männern und Frauen getrennt und sind mit Bänken und Spinden ausgestattet. Vor dem Betreten des Thermalschwimmbeckens soll nackt geduscht werden. Es sind -7 Grad Celsius draußen! Durch den kräftigen Wind ist es gefühlt noch viel kälter, aber hier ist ordentlich was los!

Im Wasser

Ich dusche mich gern warm ab nach dem eisigen Tag heute und mag gar nicht aufhören. Dann traue ich mich doch raus in die Eiseskälte! Es sind ungefähr 7 Meter bis zum Einstieg in das große, schon gut besuchte Becken. Mir kommen sie ewig vor! Noch nie war ich, bis auf einen Badeanzug bekleide und, nass, so einer Kälte ausgesetzt. Aber wie herrlich ist die Belohnung, als ich eintauchen kann in das 38 bis 40 Grad Celsius warme Wasser. Wenn ich stehe, geht es mir bis zum Hals, ich tauche trotzdem noch ein wenig tiefer ein, denn ich habe das Gefühl, mein Kinn erfriert sonst.

Gamla-Laugin-Island
Gamla Laugin oder Secret Lagoon, egal, herrlich warm ist das Thermalbad

Die Isländer sind gut zu erkennen. Sie tragen Wollmützen, denn der Wind, der über den Kopf streicht, ist wirklich eisig! Einige haben Sektgläser dabei und scheinen etwas zu feiern. Das Baden in den Thermalquellen ist hier ein gesellschaftliches Zusammenkommen, wie das Kaffeetrinken bei uns.

Um das Becken herum

befinden sich noch einige weitere heiße Quellen und ein kleiner Bach. Ein Weg führt drum herum, aber Vorsicht! Diese Quellen sind kochend heiß! Sogar Feenhäuschen stehen hier.

Island-Feenhaeuser
niedliche Feenhäuser stehen am Rand des Thermalbeckens

Das Aussteigen ist nur mit äußerster Willenskraft für mich machbar. Gefühlt ist es noch kälter geworden, der Wind hat an Kraft gewonnen. Also schnell in die Badelatschen gestiegen und ab unter die Dusche.

Flúdir

ist bekannt für seine geothermalen Gewächshäuser. Hier werden vorrangig Pilze gezüchtet.

Unser Hotel für eine Nacht, das Hótel Flúdir, ist nur einen Katzensprung entfernt. Ein schönes Zimmer wartet auf uns und ich mache mir erstmal einen heißen Kaffee. Dann knurrt der Magen doch heftig!

Wir machen uns also noch einmal auf und sehen die Sonne an einem wolkenlosen Himmel langsam untergehen und den Mond aufgehen. Wir überqueren den Fluss Ölfusá und sind bald am Restaurant Mika. Wir haben nicht reserviert und als wir ankommen, ist alles voll.

Wir haben aber Glück und erhalten den letzten freien Tisch. Nicht nur werden hier fantastische Schokoladenkreationen selbst hergestellt, auch die Küche ist exzellent, wie wir schnell feststellen. Die Vorspeise, Jakobsmuscheln, teilen wir uns. Ich habe eine Pizza bestellt und das war bestimmt die beste, die ich jemals gegessen habe! Also nehmen wir uns auch frische Pralinen als Betthupferl mit. Nach diesem teilweisen doch recht aufregenden Tag haben wir uns etwas Süßes verdient!

Der Goldene Kreis hat somit einen wunderbaren Abschluss erhalten.

Goldener-Kreis-Grabenbruch
die Kontinentalplatten driften auseinander

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Thingvellirebene
die Ebene am Thingvellir mit dem Grabenbruch

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Neueste Kommentare

3 Kommentare

  1. Dirk
    1. Mai 2023
    Antworten

    Eine interessante und spannende Tour. Trotz guter Planung sollte man wohl immer mit Überraschungen rechnen.

    • 3. Mai 2023
      Antworten

      Das ist wohl so, dieses Land und das Wetter sind immer für spontane Überraschungen gut.

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