Wer hebt jetzt in Gedanken an Fernweh den Zeigfinger oder schaut direkt sehnsüchtig auf seine letzten Urlaubsfotos auf dem Handy oder dem PC? Ja, ich gebe es zu, ich auch! Und warum schreibe ich jetzt darüber? Angela eine Blogger-Kollegin von unterwegsmitkind.com hat zu einer Blogparade zum Thema Fernweh aufgerufen.
Erst wollte ich ja nicht teilnehmen, da hat sie mich ein bisschen gestupst und je mehr ich darüber nachgedacht habe, desto mehr Fernweh habe ich bekommen.
Manchmal kann ich das Gefühl ganz gut unterdrücken, obwohl ich im Reisebüro arbeite und auch jetzt, wo wir eigentlich nicht reisen sollen, Angebote schreibe und Reisen buche. Reisen geht ja, mit Verantwortung und in einem teilweise eher bescheideneren Rahmen.
Yukon
Letzten Jahr wollten wir an den Yukon, mal wieder. Uns hat „die Ecke“ da oben in Kanada gepackt, seit wir das erste Mal Alaska besucht haben und später dann auch am Yukon waren. Warum fragt Ihr Euch? Es ist zum größten Teil die absolut ungezähmte Natur, die Weite, die Leere (ja, die wissen wir nicht erst seit dem „Social Distancing“ zu schätzen), die unzähligen Bäume, Seen und Flussläufe und natürlich die Tierwelt. Da steht dann schon mal ein Bär an der Straße oder ein Moose, einer dieser riesigen Elche, die weit gefährlicher sind als Bären, denn sie greifen viel schneller an.
Der Yukon, ein 3120 km langer Fluss, der in British Columbia in Kanada entspringt und im Beringmeer in Alaska mündet. Gerade habe ich wieder eine eindrucksvolle Reportage des Naturfilmers Robert Neu gesehen, der die gesamte Strecke mit dem Kanu allein gefahren ist. Und was ist passiert? Ich bekomme wieder und wieder Fernweh. So eine Reportage hilft sicher nicht dagegen. Nicht dieses Jahr, denn wer weiß, wann Kanada und die USA ihre Grenzen wieder öffnen, aber vielleicht im nächsten Jahr fahre ich bestimmt dort hin! Hier findest Du einen Bericht über Dawson am Yukon aus meinem letzten Urlaub dort.
Wir wollen von Whitehorse bis hinauf zum Polarmeer fahren. Über den Dempster Highway nach Tuktoyaktuk und einmal den Fuß ins nördliche Polarmeer stecken.
Ins südliche Polarmeer ist mein Mann ja sogar hineingesprungen, Wassertemperatur -2°C und hier kommen wir zum nächsten Fernweh Ziel.
Antarktis
Ja, wer meinen Blog verfolgt weiß, dass wir auch dort schon waren, aber wer einmal dort war, ist auch damit infiziert. Noch mehr Einsamkeit und noch mehr unberührte Natur, obwohl es schon so viele Forschungsstationen aus aller Herren Länder dort gibt. Hier geht´s zum Bericht über die Polartaufe.
Pinguine beobachten, stundenlang. Wie sie sich gegenseitig die schwarzen Steine aus dem Nest klauen, wie sie ihre Küken beschützen und sie füttern. Wie sie schnattern und stinken. Ja, auch das gehört dazu. Wale und Seeleoparden beobachten, Eisberge und noch mehr Eisberge bestaunen. Ich darf gar nicht dran denken, wie gern ich dort wieder hinmöchte. Meine Bilder auf dem PC, auch als Bildschirmschoner helfen da gerade nicht das Fernweh zu stillen.
Deutschland und Fernweh
Passt das? So nah und um uns rum? Es hilft zumindest ein wenig, denn Deutschland hat natürlich viele wunderschöne Ecken zu bieten. Da wir erst vor gut zwei Jahren in den Schwarzwald gezogen sind, fühlen wir uns hier immer noch ein wenig wie Touristen. Wir versuchen so viel wie möglich in der Freizeit zu erkunden. Zu Fuß und mit dem Rad. Viel Neues sehen wir hier, so habe ich immer ein wenig das Gefühl, Besucher zu sein.
Die Nahziele habe ich immer nach hinten geschoben. „Das mache ich, wenn ich nicht mehr fliegen mag, wenn ich keine langen Reisen mehr mag“. Kommt diese Zeit jemals? Das weiß ich natürlich nicht. Noch habe ich enorm viel Fernweh und das lässt sich leider nur bedingt in Deutschland und Umgebung stillen. Zu bekannt ist es mir, auch wenn ich hin und wieder die Menschen in meiner Umgebung nicht richtig verstehe, weil das Badische in meinen norddeutschen Ohren fremd klingt. Und Bräuche hier anders gelebt werden. Trotzdem ist es nicht wirklich fremd.
Ich möchte ganz andere Kulturen kennenlernen. Ganz andere Speisen essen (und wie gut, dass mein Mann so gern kocht, da gibt es immer wieder neue Genüsse). Aber schmeckt es wirklich so, wie in Asien auf einem Straßenmarkt? Nein, sicher nicht, denn dort kommen noch die fremden Gerüche und Stimmen hinzu. Also auch nur ein kleiner oder gar kein Trost? Es führt bei mir eher zu mehr Fernweh. Bei Dir auch?
Dieses unsägliche Virus Corona führt uns jetzt richtig vor Augen, mit was für einer Selbstverständlichkeit wir durch die Welt gereist sind. Kaum, dass wir für ein anderes Land ein Visum benötigen und jetzt sitzen wir hier und warten, dass es wieder losgeht. Wie gut haben wir es gehabt und ich bin überzeugt, dass es bald wieder so sein wird. Jetzt weiß ich aber mit Bestimmtheit, ich werde diese Reisefreiheit mehr und besser zu schätzen wissen und wie gut es uns als Deutschen geht. Selbst im Lockdown durften und dürfen wir ja raus. Wir sind nicht auf unsere unmittelbare Umgebung beschränkt, wie die Einwohner vieler anderer Länder.
Wie stille ich nun das Fernweh?
Momentan gar nicht, es nagt an mir, wie sicher auch an vielen anderen Menschen, vielleicht auch an Dir?
Also mache ich Pläne, verwerfe sie wieder, schaue mir alte Bilder an, mache in Gedanken an den Orten, die ich besuchen will, neue Bilder. Wird der Himmel blau sein, oder doch mal wieder grau und verregnet? Egal, in meinen Gedanken scheint die Sonne und ein Bär hebt den Kopf und schaut mich ruhig an, während ich in sicherem Abstand im Auto sitze und unzählige Fotos von ihm schieße.
Reisen heißt für mich, wirklich Neues zu entdecken, selbst an Orten, an denen ich schon war. Die unglaubliche Natur auf mich wirken lassen, fremde Kulturen zu bestaunen, mich mit Händen und Füßen zu verständigen, wenn deutsch, englisch und französisch nicht ausreichen. Lachende Kinder zu sehen, Menschen bei ihren alltäglichen Arbeiten zu beobachten, die oft unseren Tätigkeiten hier so gar nicht ähneln. Vielleicht Vorurteile (und wer ist schon frei davon?) bestätigt zu bekommen oder noch besser, sie abzubauen und zu sehen, dass ich wieder etwas gelernt habe. So kann ich Fernweh stillen und doch führt es unweigerlich zu noch mehr Fernweh.
Kaum bin in zuhause, will ich eigentlich schon wieder weg und das können die kleinen und auch schönen Tagestouren leider nicht verhindern.
Natürlich sind es nicht nur diese zwei Ziele, zu denen ich unbedingt wieder hin möchte. Ich war auf allen Kontinenten und in mehr als 85 Ländern, dabei habe ich erst die „Spitze des Eisberges“ gesehen, um bei einem meiner Sehnsuchtszielen zu bleiben. Es bleiben noch so viele Länder und Orte auf dieser Welt, die ich vermutlich niemals sehen werde. Aber ich gebe mir Mühe, dass es weniger werden!
Geht es Dir auch so? Dann schreib mir doch in deinen Kommentaren, wie sich Fernweh bei Dir äußert. Hast Du es oder bist Du gern zuhause? Wo möchtest Du hin, was fehlt Dir momentan? Ich bin gespannt!
Wer Sehnsuchtsziele sucht, findet viele weitere Fotos und Berichte auf Facebook, Pinterest und Instagram und natürlich freue ich mich noch mehr, wenn Du ein „like“ dort lässt oder meine Seiten abonnierst!
[…] Mehr: https://reiseblog.gabrielaaufreisen.de/wer-hat-noch-fernweh/ […]
Wow, der Yukon und die Antarktis! Ich glaube, wenn ich da schon gewesen wäre, würde ich da auch wieder hinwollen. Beides sind echte Sehnsuchtsziele, die ich aber vermutlich nicht so bald bereisen werde. Denn es geht mir damit ein bisschen wie mit Patagonien: Ich bin mir nicht sicher, ob das mit meinem Sohn Sinn macht.
Wie du hoffe ich auch, dass wir bald wieder los kommen und wenigstens im nächsten Jahr auch wieder fernere Ziele ins Auge fassen können. Selbstverständlich wird sich das wohl nie mehr anfühlen…
Ganz lieben Dank fürs Mitmachen! Die Zusammenfassung der Blogparade ist noch in Arbeit.
Liebe Grüße
Angela
Liebe Angela,
ich habe furchtbar gern mitgemacht. Sehnsuchtsziele und Fernweh gehören ja unbedingt zusammen…
Wir werden alle wieder reisen! Vielleicht bewusster oder mit einem anderen Bewusstsein, nicht mehr mit dieser Selbstverständlichkeit, da stimme ich dir zu.
Mit meinem Sohn hätte ich diese Reisen sicher auch nicht machen können. Aber nun ist er groß und ich Oma, da geht einiges 😉
Liebe Grüße
Gabriela
Liebe Gabriela,
dein Text ist so schmerzerfüllt und jeder, dessen Herz genauso schlägt, kann dich bestens verstehen! Mir geht es aktuell so, dass ich mich mit dem Thema Reisen lieber nicht (oder nicht ernsthaft/nicht lange) befasse. Ich versuche, neues in meiner Umgebung zu entdecken, aber du hast Recht – eine „richtige“ Reise ersetzt das nie und nimmer… Es ist alles zu ähnlich, auch wenn sich Deutschland an so vielen Ecken unterscheidet. Deutschland hat so viel Schönes, sagen viele – und verkennen dabei, was der wahre Grund für manche Menschen ist, ihre Taschen zu packen. Wir wollen nicht das Schöne (auch wenn wir da auch nicht nein sagen würden…), wir wollen das Fremde, das Neue, das Unbekannte. Vielleicht auch das Spannende.
Ich habe jetzt für „uns“ statt für mich gesprochen, ich weiß nicht, ob das richtig war. Aber dein Beitrag zeigt mir, dass du (vermutlich) ähnlich empfindest.
Momentan gibt es bei mir keine Reisebeiträge auf dem Blog, obwohl ich noch viele nicht verbloggte Reiseerinnerungen habe. Vielleicht werde ich sie nach und nach festhalten. Doch zur Zeit schiebe ich das Thema weit weg, so weit weg wie es irgendwie geht. Denn wie du schon sagtest, all die kleinen Dinge, die uns an unsere Reisen erinnern und das Fernweh stillen sollen, machen eigentlich nur noch mehr Fernweh…
Liebe Grüße
Kasia
Liebe Kasia,
gerade habe ich Gänsehaut bekommen, als ich deinen Kommentar gelesen habe. Du darfst gern für mich mit sprechen.
Ich bin dankbar, dass es meiner Familie und mir bisher gut geht und das ist momentan sicher ein großes Glück.
Trotzdem ist es sehr seltsam, so plötzlich „gegroundet“ zu werden.
Hoffen wir, dass wir unsere Sehnsucht bald wieder stillen können.
Alles Gute und ich freue mich auf deine neuen Beiträge!
Liebe Grüße
Gabriela
Gänsehaut…? das ist ein schönes Kompliment für mich 🙂 Ich tröste mich immerzu damit, zu denken, dass es bald wieder losgeht. Was immer „bald“ bedeutet. Ewig kann es nicht so bleiben wie es ist…
Liebe Grüße
Kasia
So ist es. liebe Kasia. Drücken wir alle Daumen, dass bald wieder eine Art Normalität ins Reisen und viele andere Bereiche kommt!
Puh, Yukon und Antarktis! Zwei Ziele, die mir das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. Bei beiden war ich noch nicht und werde vermutlich auch niemals hinkommen, daher sauge ich Berichte und Bilder darüber auf wie ein Schwamm. Großes DANKE für die Sehnsuchtsgefühle. Ich will einfach nur wieder nach Island am liebsten *lach*
Ich kann das so gut verstehen, Andreas! Island ist eine Insel, zu der man immer wiederkommen möchte! Ich war auch schon 2 mal da, aber leider immer nur kurz. Das muss mehr werden!
Ich drücke die Damen, dass du schnell wieder „reif für die Insel“ bist.
Liebe Grüße
Gabriela
Eigentlich leide ich gar nicht so sehr unter dem Fernweh. Da wir als Familie aktuell so oder so eher selten echte Fernreisen angetreten sind. Eher sind wir als Familie in Europa geblieben… weiter weg ging es früher oder eben doch oft für mich alleine. Was ich übrigens auch immer eher schade finde. Was mir aber aktuell wirklich fehlt, ist das Reisen an sich… einfach mal raus und wenn es nur für ein paar Tage ist. Ich glaube, so lange am Stück habe ich seit Jahren nicht mehr in den eigenen vier Wänden und mit Ausflügen vor der Haustür verbracht. Obwohl wir auch in der Heimat schon immer viel unterwegs waren.
PS: Ja, wenn ich ich mir dann deine Bilder anschauen, kommt auch so ein Gefühl von „oh ich möchte auch“ – aber zum Glück nur relativ kurz…. und träumen ist ja auch schön.
Liebe Grüße
Tanja
Liebe Gabriela,
ich bin jeden Tag aufs neue dankbar, dass ich bereits soviel sehen und erleben durfte.
Wahrscheinlich hätte ich sonst auch unfassbares Fernweh.
Derzeit genieße ich die Heimat zu erleben und von der Ferne einfach nur zu träumen.
Deine Bilder aus dem Schnee allerdings haben schon einen ganz besonderen Charme.
Liebe Grüße, Katja
Liebe Katja,
da stimme ich Dir zu! Ich bin auch von Herzen dankbar, dass ich in meinem Leben schon so viel sehen durfte. Und dann möchte man immer mehr davon….
Ich freue mich riesig auf die Zeit, wenn es wieder machbar ist.
Liebe Grüße
Gabriela
Liebe Gabriela,
mit deinen Bildern vom Yukon und aus der Antarktis hast du mein Fernweh geweckt! Beide Ziele möchte ich zu gerne bereisen. Hoffentlich klappt eines davon im kommenden Jahr.
Herzliche Grüße von Sanne
Liebe Sanne,
ja, so ist das, man sieht Fotos und will einfach nur da hin! Ich drücke Dir ganz feste die Daumen, dass es klappt!
Ganz liebe Grüße
Gabriela
Liebe Gabriela,
das mit dem Fernweh ist so eine Sache… Das Herz blutet und sehnt sich an fremde Ort, obwohl man sich dann auch wieder nach Hause wünscht.
Ich bin ja auch so ein Fan von Eis/Eisbergen. Ich war schon in der Arktis und der Antarktis und kann die Faszination total verstehen. Diese Ruhe und familiäre Einsamkeit – unbeschreiblich. Unbeschreiblich schön.
Hoffentlich können wir bald wieder unterwegs sein. Es ist wirklich ein absolutes Privileg zu reisen. Auf jeden Fall bin ich froh, dass ich schon viele Orte besuchen durfte. Dennoch bleibt die Sehnsucht.
LG Liane
Liebe Liane,
ich glaube, diese Sehnsucht ferne Orte zu sehen ist angeboren. Ich kenne so viele Menschen, die das so gar nicht in sich tragen und am liebsten zuhause sind.
Ich habe das „Gen“ in mir und das ist auch gut so, selbst wenn wir noch ein wenig warten müssen…
Liebe Grüße
Gabriela