Endlich kommen wir im dritten Land unserer Reise durch die Baltischen Staaten an – in Estland. Mehrfach bin ich schon hier gewesen im Abstand von mehreren Jahren und immer war ich begeistert.
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In der Abenddämmerung kommen wir auf dem ehemaligen Gutshof
Vihula Manor Country Club & Spa in Estland
an. Ich kenne das Hotel schon von einem früheren Besuch in Estland und bin wieder begeistert. So stelle ich mir einen alten Gutshof vor.
Das Haupthaus beherbergt das Restaurant und die Rezeption, sowie weitere öffentliche Räume. Die Zimmer befinden sich in den verschiedenen anderen Gebäuden, die sich an das Hauptgebäude anschließen und sich um den kleinen Park mit dem uralten Baumbestand gruppieren. Auch ein kleiner See gehört zum Gelände.
Wir haben leider nur die eine Nacht hier und können das Anwesen mit seinem Spa, dem kleinen Oldtimer-Museum, der Wodka-Destillerie und was es sonst noch so gibt an Aktivitäten, leider kaum genießen.
Was wir aber wirklich genießen, ist das sehr gute Essen abends und morgens!
Da das Hotel im
Lahemaa-Nationalpark in Estland
liegt, wollen wir diesen auch besuchen. Ins Deutsche übersetzt heißt er „Land der Buchten“, denn er liegt direkt an der Ostsee. Ganz früh am Morgen, lange vor der Frühstückszeit, holt uns ein Ranger ab. Wir fahren ein kurzes Stück mit unserem Bus bis Altja, einem alten Fischerdorf mit urigen Holzhäusern. Hier betreten wir den erwachenden Wald. Die Luft ist so klar und der Himmel so blau, wie ich es selten gesehen habe. Allerdings ist es eiskalt, kaum über null Grad.
Der Ranger erklärt uns die verschiedenen Baumarten, lässt uns die Vogelstimmen hören und zeigt uns in einem Buch, wer da so melodisch singt. Die Sonne blinzelt durch die Bäume und wirft goldene Lichtreflexe auf das Moos.
Plötzlich stehen wir an der Küste, am Strand mit seinem puderweichen weißen Sand. Kaum ein Lüftchen regt sich, die Wasseroberfläche der Ostsee bewegt sich kaum. Große Steine liegen im seichten Uferbereich, als hätte ein Riese Boccia gespielt.
Viele Tierspuren sehen wir im Sand, Wasservögel fliegen auf, es riecht herrlich nach Salz. Gern würde ich bleiben, aber erstens ist es hier noch kälter und zweitens ist der Ranger schon ein gutes Stück weiter, er will uns pünktlich zum Frühstück wieder abliefern.
Gutshof Palmse
Palmse ist sicher einer der bekanntesten ehemaligen Gutshöfe in Estland. Auch hier war ich schon bei einem früheren Besuch. Heute ist das kleine Museum, das im Haupthaus untergebracht ist, leer. Nur unsere Gruppe ist hier. Noch ist keine Hauptreisezeit und durch Corona ist auch hier viel zum Erliegen gekommen.
Im Museum sind die Räume im Stil des 18. Jahrhunderts eingerichtet. Mit vielen Bildern und auch einem Musikzimmer, wo u.a. ein Orchestrion steht. Leider können wir es momentan nicht hören, aber ich habe damals ein Video gedreht, das ich hier gern einfüge.
Die anderen Gebäude sind teilweise geschlossen, aber da ein eiskalter Wind fegt, wollen wir die Schmiede nicht mehr ansehen, sondern lieber weiterfahren.
Während wir wieder ein Stück weiter fahren durch Estland, legt sich der Wind und als wir
im Moor Viru Raba im Laheema-Nationalpark
ankommen, ist es herrlich windstill. Der Parkplatz ist recht voll, ganz ungewohnt hier im Nationalpark. Die ganze Wanderung könnt ihr hier auf Komoot finden.
Der Anfang des Moorpfades ist gut ausgeschildert, sogar mit mehrsprachigen Infotafeln bestückt und sehr gut in Schuss. Auf Holzplanken gehen wir durch die Moorlandschaft und an Tümpeln entlang. Es ist wirklich sehr feucht hier und keiner möchte danebentreten. Mittendrin kommen wir an einen Aussichtsturm. Von oben ist die Landschaft noch viel besser zu sehen. Die Bäume und Wolken spiegeln sich im fast schwarzen Moorwasser der Tümpel um uns rum.
Schade, dass diese Wanderung schon vorbei ist, aber wir müssen weiter nach
Tallinn
Am Nachmittag erreichen wir die Hauptstadt von Estland. Ungefähr eine halbe Million Einwohner zählt die Stadt inzwischen. Übersetzt heißt das „Dänische Stadt“, denn viele Jahre lang regierten hier die Dänen.
Ich bin schon mehrfach hier gewesen, das erste Mal vor über 20 Jahren, damals war es eine Stadt im Um- und Aufbruch, mit unzähligen Baustellen und teilweise noch schlechten Straßen. Das hat sich alles geändert. Die Stadt ist modern und wir fahren eine ganze Weile auf breiten Straßen durch die Vorstadt, ehe wir im alten Kern der Stadt ankommen.
Das Hotel L´Embitu
ist für die letzten zwei Tage unsere Unterkunft. Es liegt am äußeren Rand der Altstadt, ca. 10 Minuten zu Fuß entfernt.
Es ist sehr modern, die Zimmer groß und trotzdem es in der Stadt liegt, ist es ruhig. Besonders zu erwähnen ist das Restaurant in der obersten Etage, mit einem tollen Blick über die Stadt. Das Frühstücksbuffet lässt absolut keine Wünsche offen.
Wenn ich Estland irgendwo höre, dann denke ich unweigerlich sofort an die Altstadt Tallinns. Sie gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Das neue Tallin
Mit dem Bus fahren wir durch die neuen Stadtviertel. Besonders zu erwähnen, gilt hier das riesige Sängerstadion, für die hier stattfindenden Chorwettbewerbe. Singen ist ein Volkssport in Estland!
Ansonsten sieht die Stadt hier aus, wie viele andere Großstädte auf der Welt. Viele Hochhäuser, moderne Bauten, viel Glas.
Alter Tallinns
Rund 900 Jahre ist es her, dass Tallinn das erste Mal erwähnt wurde. Die Deutschen nannten die Stadt Reval. Die Dänen haben hier lange regiert, aber auch die Deutschen, die die Hanse mitbrachten und für Wohlstand sorgten, auch die Schweden waren hier schon die Herrscher, ehe zuletzt, vor der Unabhängigkeit Estlands, die Sowjets das Land besetzt hielten.
Stadtmauer
Noch immer wird die Altstadt fast vollständig von der rund 4 km langen Stadtmauer umgeben, die bis 16 Meter hoch ist, ehemals von 40 Wachtürmen überragt wurde, von denen auch heute noch etwa 20 stehen. Die Stadtmauer ist zwischen 2 und 4 Metern dick und hat daher nichts von ihrem imposanten Aussehen verloren. Teilweise ist das Besteigen möglich.
Besonders in den Sommermonaten, wenn die großen Kreuzfahrtschiffe hier anlegen, ist die Innenstadt unglaublich voll und Menschenmassen schieben sich durch die teilweise engen Gassen mit Kopfsteinpflaster (bequeme Schuhe anziehen!) und entlang der Stadtmauer. Daher ist es heute besonders schön, da Tallinn fast leer ist, noch sind kaum Gruppen unterwegs.
Altstadt
Wer schon einige Hansestädte kennt, sieht hier indessen den Einfluss, den die Hanse auf die Architektur genommen hat. Meine Heimatstadt Lüneburg, auch eine Hansestadt, hat ähnliche Häuser, mit Spitzgiebeln, Treppengiebeln und Schneckengiebeln, jedoch sind sie hier noch prunkvoller. Wären die vielen modisch gekleideten Menschen nicht hier, würde ich mich im Mittelalter wähnen.
Den Vormittag verbringen wir mit einem humorvollen Stadtführer, der perfekt deutsch spricht, wie viele Menschen hier und uns die Geschichte der Stadt auch mit Anekdoten näherbringt. Den ganzen Rundgang findet ihr auf meiner Komoot Seite.
Nun starten wir den Rundgang beim Kanonenturm Kiek in de Kök, gehen durch den Kommandantengarten hinauf und schauen das Schloss von außen an und werfen einen Blick in die Alexander-Newski-Kathedrale, eine Russisch-Orthodoxe Kirche.
Wir genießen den Ausblick über Tallinn von der Aussichtsplattform, schlendern bergab und bestaunen unterwegs die wunderschönen (Gilde-)Häuser und wieder das hiesige prachtvolle Schwarzhäupterhaus, wo die unverheirateten deutschen Kaufleute beheimatet waren.
Den Rundgang beenden wir alsdann am Marktplatz mit dem imposanten Rathaus.
Auf eigene Faust in der Altstadt
Wir haben nun jedoch gut 2 Stunden Mittagspause. Was tun? Das Café Saiakangi kohvik in der engen Gasse zwischen Pikk und Marktplatz mit ihren leckeren Auslagen ist unser erstes Etappenziel. Und ja, echt zu empfehlen. Der Kuchen superlecker und der Kaffee auch. Zum Aufwärmen und genießen sehr gut!
Nur ein paar Meter weiter in Richtung Pikk steht die alte
„Heilig Geist Kirche“
mit der ältesten Turmuhr in Tallinn aus dem 17. Jahrhundert, die noch heute die Zeit anzeigt. Daher unbedingt besuchen, das geringe Eintrittsgeld ist es wert! Die evangelisch-lutherische Kirche wurde im 14. Jahrhundert erbaut. Vor Jahren durfte ich hier ein Weihnachst-Orgelkonzert besuchen. Unglaublich eindrucksvoll und auch heute werde ich während des Besuchs wieder mit Orgelmusik überrascht. Nicht nur „geistige“ Musik wird gespielt, der Organist erfreut die wenigen Besucher auch mit durchaus modernen Klängen.
Der Innenraum ist ausgefüllt mit prunkvollen Schnitzereien, alten Heiligenbildern und bunten Kirchenfenstern, die heute, bei dem herrlichen Sonnenschein, desto strahlender leuchten. Sodann kraxle ich über eine sehr enge und niedrige Wendeltreppe auf die seitlichen Emporen und habe einen wunderbaren Überblick auf den ausgeschmückten Schrankaltar von Berndt Notke aus dem 15. Jahrhundert und die Sitzreihen unter mir. Prächtig ist auch die geschnitzte Kanzel von 1597.
Durch die Gassen Tallinns
Wir lassen uns treiben, schlendern langsam durch die Gassen, stehen eine Weile vor der abgesperrten Russischen Botschaft mit ihren Protestplakaten gegen den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Nicht nur wir lesen sie aufmerksam durch, viele andere bleiben ebenfalls stehen und lesen oder schauen sich die Fotos an.
Auch wir bleiben immer wieder vor besonders schönen Häusern und ihren Fassaden stehen. Es ist nicht schwer zu sehen, dass Tallinn eine der am besten erhaltenen Altstädte in Europa hat.
Dann wird es Zeit, zum alternativen Stadtrundgang mit einem „echten“ Revaler aus dem Mittelalter. Mit
Tales of Reval
Schlendern wir indes noch einmal durch die Altstadt. Uns wird das mittelalterliche Leben gezeigt, Anekdoten erzählt. Also spielen wir am Reh-Denkmal die überlieferte Szene gemeinsam nach und erfahren so viel Wissenswertes und manchmal auch „Derbes“ aus den längst vergangenen Zeiten. Das Ganze in nahezu perfektem Deutsch von unserem „Kaufmannsburschen“ vorgetragen. Hier findet ihr den ganzen Rundgang.
Am Ende des Rundgangs werden wir in den Keller der uralten Apotheke am Markplatz eingeladen. Hier dürfen wir einen edlen Tropfen kosten. Natürlich aus medizinischen Gründen!
Zum Abschluss unserer Reise durch das Baltikum und Estland, nehmen wir abends im
Packhaus / Olde Hanse Restaurant
auf den hölzernen Bänken platz. So tischt uns eine holde Wirtsmaid nach mittelalterlicher Sitte Getränke in Krügen auf und stellt uns die Speisen in großen Schüsseln auf den Tisch. Dazu hören wir von zwei anderen Maiden mittelalterliche Weisen auf alten Instrumenten. Alles im Kerzenschein und recht duster, da das alte Haus nur kleine Fenster aufweist.
Unten werden in einem kleinen Shop mittelalterliche Dinge verkauft. Schöne Mitbringsel für Alt und Jung.
Wer die ersten beiden Blogbeiträge über Litauen und Lettland verpasst hat, findet diese hier und da.
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