Essen im Baskenland will gelernt sein.
Vor einiger Zeit sind mein damaliger LAG* und ich im November nach Bilbao geflogen.
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Schon der Anflug auf diese interessante Stadt im Baskenland ist ein Erlebnis. Wir haben das Gefühl die umliegenden Berge zu streifen, denn der Flughafen liegt gefühlt in einem Tal. Er ist übersichtlich und schnell haben wir unser Mietauto.
Wir fahren in die Innenstadt und suchen uns unseren Weg in die Altstadt, wo unser Tryp Hotel Arenal liegen soll. Es ist keine gute Idee hier mit dem Auto unterwegs zu sein, in der Innenstadt gibt es viele Einbahnstraßen. Für nicht Insider dieser Stadt also ein schwieriges Unterfangen. Vor allem ohne Navi….
Da wir ab er nur eine Nacht bleiben wollen, ist das Auto unerlässlich. Wir checken im Hotel ein und da es noch früh ist, wollen wir zu Fuß ins Guggenheim Museum laufen, das am Rio Nervión liegt.
Natürlich habe ich vorher Reiseführer gewälzt und natürlich auch einen in der Hand, aber wer glaubt schon immer, was da so drin steht.
Zunächst steht dort, dass es im November hier recht kühl werden kann, erst recht, wenn man, so wie wir, noch in die Berge fahren will. Habe ich aber nicht wirklich geglaubt. Meinen LAG habe ich genötigt, mindestens zwei Pullis einzustecken, ich selbst habe sowas, sagen wir mal, vergessen….
Das war mein erster Fehler. Dazu stehe ich. Aber dazu später mehr.
Wir gehen also zum Guggenheim Museum, vom Hotel aus, das am Rande der Altstadt sehr günstig liegt, sind es ca. 25 Minuten zu Fuß. Also nur ein schöner Spaziergang am Fluss entlang. Der Uferweg ist wunderbar ausgebaut und man trifft viele Einheimische und Touristen, die den Ausblick auf den Fluss und die alten Häuser dort genießen.
Das Guggenheim Museum ist absolut sehenswert. Nicht nur die Architektur ist absolut beeindruckend, auch die sich dort befindenden Exponate. Ich habe zwar keine Arachnophobie, aber Spinnen gehören nicht zu meinen Lieblingstieren. Die riesige Spinne vor dem Museum ist aber grandios!
Wie schon erwähnt, wir sind im November hier, d.h. es wird auch hier recht früh dunkel. Wenn die Sonne weg ist, wird es kalt. Wirklich kalt und hier kommen wir zu meinem oben erwähnten ersten Fehler. Wir sind zwar in Spanien, aber hier können warme Sachen im Winter sehr hilfreich sein.
Nun kommt mein zweiter Fehler: im Reiseführer habe ich gelesen, dass die Restaurants hier nicht vor 21 Uhr öffnen, man bekommt höchstens ein paar Tapas. Ich kann nicht glauben, dass hungrige Touristen und vielleicht auch Einheimische hier erst so spät eine warme Mahlzeit bekommen können.
Fehler eins und zwei summieren sich. Wir gehen zurück in die Altstadt, ich friere schon ganz ordentlich und hungrig sind wir auch. Es ist aber noch nicht 19 Uhr, die Geschäfte sind noch auf. Wir gehen also auf die Suche nach einem Restaurant. Davon gibt es genug, aber alle sind geschlossen. Einige Kneipen sind geöffnet, da ist auch ganz ordentlich was los, aber wir sehen keinen Menschen etwas essen, Speisekarten hängen auch nicht aus.
Inzwischen friere ich so, dass meine Zähne klappern. Unsere Mägen knurren um die Wette und zu allem Überfluss fängt es an zu nieseln.
Die Geschäfte haben noch auf, also erstmal rein in eines. Aufwärmen, raus aus dem Nieselregen. Ich werde gar nicht richtig warm, ich kaufe mir erstmal eine dicke Strumpfhose und ziehe sie in der Toilette unter meine dünne Sommerhose. (Wie erwähnt, wir sind ja in Spanien, wo es laut meiner Meinung, immer warm ist…)
Wenn ich hungrig bin, werde ich zickig. Ich nenne das „Unterzuckerung“, das klingt einfach besser. Wir wagen uns also wieder raus in den Regen. Es ist noch keine 20 Uhr, jetzt muss doch mal ein Restaurant geöffnet haben!
Nein, nur die Kneipen sind noch voller geworden. Wir finden eine, die auch ein Restaurant im hinteren Teil betreibt. Vorn ist geöffnet, hinten ist es dunkel. Uns schwant langsam, dass der Reiseführer wohl doch nicht so falsch ist.
Das Baskenland liegt zwar in Spanien, aber Touristen finden hier trotzdem nicht rund um die Uhr einen Ort, um sich den knurrenden Magen zu füllen.
Wir sehen, dass einige Leute zu einem Kellner gehen und sich in ein Buch eintragen lassen. Könnte das die Tischreservierung sein? Wir versuchen es. Mein LAG und ich haben rudimentäre Spanisch Kenntnisse. Eigentlich haben die uns bisher immer zum erhofften Erfolgt geführt. Sei es, um eine Bestellung aufzugeben oder eben mal nach dem Weg zu fragen.
Wie bereits mehrfach erwähnt, wir sind im zugegeben wunderschönen Baskenland. Hier wird aber baskisch gesprochen und geschrieben, das hat mit dem an der deutschen Volkshochschule gelehrten Spanisch absolut nichts gemein.
Der gute Mann spricht auch kein Deutsch, Englisch oder Französisch. Also versuchen wir es mit der hoffentlich allgemein verständlichen Zeichensprache.
Offener Mund, Reiben des Bauches, Armbanduhr zeigen, auf einen der bereits gedeckten Tische zeigen. Es klappt! Er scheint uns zu verstehen! Gut, also zeigen wir neun Finger und auf die Uhr. Kopfschütteln seinerseits. Wie? Kein Tisch frei, er zeigt auf sein Reservierungsbuch. Er zeigt uns zehn Finger und auf einen winzigen Tisch in einer Nische im Restaurant.
Uns ist langsam alles egal, nochmal gehe ich nicht hungrig in diese nasse Kälte, die bis auf die Knochen durch geht. Wir nicken, nehmen den Tisch.
Bis dahin sind jetzt noch 90 Minuten zu überbrücken. Ich habe das Gefühl, jeder hier in dieser Kneipe muss meinen laut knurrenden Magen hören. Aber das ist wohl nicht so, denn die Leute hier scheinen sich alle untereinander zu kennen, denn es geht laut und lustig zu.
Wir bekommen noch einen Stehplatz an einem langen Stehtisch. Kaum haben wir unsere Jacken ausgezogen, steht auch schon der Wirt mit zwei kleinen Gläsern und einer Kanne mit einem langen Ausgießer vor uns. Er stellt die Gläser auf die Erde und hält die Kanne in Kopfhöhe. Dann gießt er den Cidre ein. Der perlt jetzt schön und hat eine goldgelbe Farbe.
Der Cidre ist lecker, kaum haben wir ausgetrunken, wird auch schon nachgeschenkt. Da kommt auch jemand mit einer Tapasplatte herum. Ich hätte gern den ganzen Teller genommen, aber ich beschränke mich auf zwei Stücke. Die sind genauso lecker wie der Apfelwein.
Einige junge Leute versuchen nun doch mit uns ins Gespräch zu kommen. Wir einigen uns auf Englisch. Wir werden über unser woher und wohin ausgefragt. Die Einheimischen amüsieren sich über unseren Hunger. Es gibt hier nirgends vor 21 Uhr etwas Vernünftiges zu essen. Für den Rest unserer Rundreise werden wir das in unserer Tagesplanung sehr gut berücksichtigen!
Der Cidre ist zwar nicht stark, wirkt aber, wenn man wie wir so ausgehungert ist. Uns wird warm und mit den netten Leuten hier am Tisch vergeht die Zeit dann doch zügig, bis unser Tisch frei wird.
Dann sitzen wir endlich am Tisch, die Karte ist auf Baskisch, es gibt keine andere. Leider kann auch die junge Frau, die uns bedient keine andere Sprache. Also tippen wir einfach auf zwei Speisen und lassen uns überraschen!
Und die Überraschung ist perfekt, als der leckerste Salat meines Lebens mit einem wunderbaren Himbeerdressing und warmer Entenbrust vor mir hingestellt wird. Auch meine LAG hat gut gewählt.
Der Tag geht also gut zu Ende und wir freuen uns schon auf die weitere Reise, die uns noch nach Santander, La Coruna, Santiago de Compostella und Burgos führen wird.
*LAG= damaliger Lebensabschnittsgefährte, heutiger Ehemann
(Da der Fotoapparat in Bilbao seinen Betrieb eingestellt hat, gibt es stattdessen ein paar Fotos der weiteren Reise!)
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Hallo Gabriela,
ich bereite gerade meine Baskenland-Tour für Mai vor und bin hier bei Dir gelandet. Vielen Dank für Deinen tollen Bericht. Ich kann es mir förmlich vorstellen, wie Ihr mit knurrendem Magen durch Bilbao streift. Werde mir daher für meine Tagestouren lieber einen Snack mehr einpacken. 😉
Sonnige Grüße,
Nicolo
Lieber Nicolo, das ist sicher eine gute Idee . Tut mir leid, dass ich erst so spät antworte, aber ich bin gerade auf Mauritius und die „Leitung“ ist nicht immer so optimal… Ich wünsche dir eine tolle Reise und viel Spaß in Nordspanien. Ich hoffe, auf deinem Blog ist dann bald etwas darüber zu lesen. Bis dann Gabriela