Auf La Réunion’s Hotspot
Wer sehnt sich nicht auch im tiefsten deutschen Winter nach Sonne und Wärme? (For English this way.) Vielleicht nicht die, die Skilaufen können. Zu denen gehöre ich leider nicht.
Also bin ich sehr froh, mit einer Gruppe von 23 Kollegen aus anderen Reisebüros mit dem Studienreisenveranstalter Studiosus nach La Réunion und Mauritius fliegen zu können. Beide Inseln liegen nur rund 200 km auseinander im Indischen Ozean, nicht weit von Madagaskar entfernt.
Hier ist jetzt Hochsommer und Regenzeit, warm ist es eigentlich immer.
Am Flughafen werden wir von unserem Studiosus Reiseleiter Bernd Bierbaum, u.a. ein renommierter Reiseliteraturschriftsteller, empfangen.
Nach einem Spaziergang durch die Stadt St-Denis fahren wir über das teuerste Straßenstück Europas ( ja La Réunion gehört zu Frankreich) zu unserem Standorthotel Lux St. Gilles. Ein Bad im riesigen Pool oder beim Schnorcheln auf dem Riff, das direkt am Hotel beginnt, bringt wieder etwas Leben in unsere übernächtigte Gruppe.
Trotzdem gehen wir nach einem leckeren Essen im Strandrestaurant des Hotels früh schlafen.
Bernd möchte uns am nächsten Morgen mit einer Wanderung auf den sehr aktiven Vulkan „Piton de la Fournaise„, auch liebevoll pupsender Vulkan genannt, die Insel näher bringen. Warum pupsend? Immer wieder brechen meist kleinere Lavaströme aus ihm heraus. Er wird genauestens überwacht, so ist unsere Wanderung ein sehr kalkulierbares Risiko.
Sehr früh geht es los, denn wir müssen auch noch ungefähr zwei Stunden fahren. An der Küstenautobahn, der Straße der Tamarinden, fahren wir bis St-Pierre und biegen dort ab. Am langgestreckten Ort Le Tampon, der nichts mit dem gleichnamigen Hygieneartikel zu tun hat, windet sich die Straße immer höher hinauf. Je höher und je näher wir dem Vulkan kommen, desto spärlicher wird die Vegetation, bis sie fast ganz verschwindet. Hier ist der letzte Ausbruch noch nicht so lange her, als dass die ersten Moose oder Flechten Fuß fassen könnten. Am Rand der riesigen Caldera, deren Durchmesser fast 10 km misst, verlassen wir den Bus am Aussichtspunkt Pas de Bellecombe. Jetzt heißt es Wanderschuhe anziehen, Regenschutz mitnehmen und vor allem sich gut gegen die gnadenlos brennende Sonne schützen.
Das Wetter hier ist unberechenbar, frühes Erscheinen gibt die Chance, den Piton de la Fournaise wolkenfrei zu erleben. Meist hüllt sich der Gipfel später am Tag in Wolken. Aber bis ganz nach oben wollen wir sowieso nicht, denn dazu reicht die Zeit nicht.
Der Blick über den Rand der Caldera ist atemberaubend. So würde ich mir wohl die Oberfläche des Mondes vorstellen.
Vegetationslos, leer, rötlich bis schwarz, kurz: lebensfeindlich. Für nichts in der Welt möchte ich die Wanderung hinunter und hinein in diese öde und so völlig gegensätzliche Landschaft auf dieser sonst so unglaublich grünen Insel missen.
Aber um dorthin zu gelangen, müssen wir 200 m fast senkrecht nach unten gehen. Ein angelegter Weg, die Stufen zu zählen habe ich irgendwann aufgegeben, führt am Calderarand nach unten.Am Weg wachsen auch noch einige Büsche und Sträucher.
Puh, meine Beine tun weh! Unten angekommen mag ich gar nicht an den Rückweg denken, denn hier führt kein anderer Weg zurück…
Ich stehen auf der erstarrten Lava. Von oben kam sie mir so eben vor. Hier sehe ich aber, wie ungleichmäßig und zerklüftet sie wirklich ist. Spitze Kanten, breite Spalten, steile und glatte Platten sehe ich. Der Weg ist mit weißen Streifen markiert. Ihm muss man folgen, dann ist das durchqueren der Ebene relativ gefahrlos möglich. Trotzdem schaue ich bei jedem Schritt wohin ich trete, ich springe über kleine Spalten und klettere über kleine Hügelchen. Immer wieder bin ich froh, dass ich meine festen Wanderschuhe an habe.
Auf dem kleinen Krater Formica Leo erzählt uns Bernd etwas über die hier vorzufindenden verschiedenen Lavaarten, die hawaiianische Bezeichnungen haben.
Wir sehen die Pahoehoe, die wegen ihres Aussehens Stricklava heißt und die Aa, die scharfkantige Brocken bildet.
Weiter geht es. Heiß ist es. Wolken haben sich um den hohen Krater gelegt. Brauche ich etwa bald meine Regenjacke? Hoffentlich nicht.
Nach ungefähr zwei Kilometern erreichen wir die Chapelle de Rosemont, ein Vulkanwall, der aussieht wie eine Kapelle, mit Eingang und Fenster. Innen hängen unzählige Vulkanstalaktiten hinunter. Dies ist der Endpunkt für heute, ab hier begänne der wirkliche Aufstieg zum um die 2600 m hohen Kraterrand.
Bis hier her habe ich aber schon einen wunderbaren Eindruck dieser einzigartigen Landschaft bekommen. Sogar die Wolken haben sich verzogen. Was für ein majestätischer Anblick dieser aktive Vulkan mir bietet. Es ist zwar erst der zweite Tag dieser Reise, aber für mich persönlich wohl auch schon der Höhepunkt. Hierauf habe ich mich am meisten gefreut!
Und dann sehe ich etwas, das ich in dieser Einöde nicht erwartet hätte. Ein kleines Blümchen klammert sich in einer geschützten Ecke an die Lava. Wann wird es soweit sein, dass alles hier wieder grün ist? Dauert es noch 100 Jahre? 200? 500? Wird ein neuer, größerer Vulkanausbruch die ersten zaghaften Versuche von Vegetation wieder zerstören? Wer weiß!
Der Rückweg bis zum Fuß des Calderarandes ist relativ einfach, die Stufen hoch schnaufe ich recht ordentlich, aber wenigstens liegt der Weg überwiegend im Schatten und Wasser habe ich auch noch.
Kurz vor unserer Abfahrt ziehen schlagartig Wolken auf, so dass die ganze Landschaft wie in Nebel gehüllt ist. Dann setzt auch schon stärker Regen ein. Haben wir ein Glück gehabt! Jetzt schließe ich ein wenig die Augen und träume von einem Tanz auf dem Vulkan…
Mehr Bilder von dieser oder meinen anderen Reise findest du auch auf meiner Facebook Seite oder auf Instagram. „Please like me if you like me!“ 🙂
Ich war noch nie auf Reunion, aber ich finde Vulkane total faszinierend. Deine Tour scheint spannend gewesen zu sein!
Viele Grüße aus Paris
Feli
Hallo Feli!
Die Insel ist absolut schön, zumindest für Outdoor-Menschen. Zum Baden allein viel zu schade. Und ja, der Vulkan ist toll!
Grüße zurück aus dem Breisgau
Gabriela