Gebühr fürs „Örtchen“ mal anders.
Wieder bin ich mit einer Gruppe von Kunden unterwegs. Diesmal nicht ganz so weit. Wir sind in Irland.
Sicher hat jeder so seine Vorstellung von Irland, sicher kommt da auch immer viel Grün vor. Das stimmt. Irland kann aber auch sehr karg und vor allem sehr steinig sein.
Und auch sehr einsam.
Wir sind schon ein paar Tage unterwegs. Wir bekommen viel Landschaft und viel Kultur zu sehen. Die letzte Teepause, eine irische Tea Time, hatten wir an der
Kylemore Abbey, jetzt sind wir auf dem Weg nach Galway.
Bloß wo Tee rein, da muss auch Tee raus…
Wir fahren schon gut eine Stunde, bis zu unserem Hotel ist es mindestens noch eine Stunde Fahrzeit. Einigen von uns drückt es doch arg. Weit und breit sind aber nur Landschaft, grüne Wiesen und Felder, Steinwälle, einsame Häuser zu sehen.
Wir fahren auf einer Landstraße, selbst auf den Autobahnen gibt es hier kaum mal eine Raststätte.
Da kommt ein winziger Ort in Sicht. Wir erkennen ein schmuckes, weißes Gasthaus. Die Rettung?
Unser Busfahrer hält gern an, der Parkplatz vor dem Pub ist leer, alles sieht sehr geschlossen aus. Es ist ja auch früher Nachmittag, nicht die richtige Zeit, um einen Pub zu besuchen.
Die Tür ist geschlossen.
Nur eine Eselmama mit ihrem Fohlen begrüßt uns mit einem lauten „I A“. Das Fohlen springt freudig um die Mama herum, die neugierig zu uns an den Zaun kommt. Wahrscheinlich erwartet sie jetzt ein Leckerchen von uns. Leider hat keiner von uns ein trockenes Stück Brot oder einen Zuckerwürfel dabei.
Da öffnet sich die Pubtür einen Spaltbreit. Heraus schaut ein mürrisch dreinblickender Mann. Innen ist es dunkel. Er zieht den Kopf wieder ein und dreht sich um. Die Tür bleibt ein ganz klein wenig geöffnet.
Unsere älteste Mitreisende ist die Mutigste. Sie öffnet die Tür ein wenig mehr. Es kommt kein Protest von drinnen. Das ist schon mal gut. Aber es ist trotzdem dunkel, nur ein Flur ist zu sehen. Sie geht trotzdem tapfer rein, gefolgt von einigen anderen ebenso tapferen Damen. Was kann ein einzelner Mann schon gegen die Übermacht von 4 beherzten Damen machen?! Es werden immer mehr.
Es geht um die Ecke in den Schankraum. Alles ist düster, die Einrichtung ist aus dunklem Holz, wahrscheinlich gefärbt von jahrzehntelangem Torffeuer und Pfeifenqualm. Er steht hinter seinem Tresen. Es sind nur einige Flaschen, die Zapfhähne für das Guinness und Gläser zu sehen. Sehr spartanisch. Kein Wort wird gesprochen. Die erste verschwindet um die Ecke in einer einfachen, aber sehr sauberen Kabine.
Komische Situation! Einfach nur das „Örtchen“ zu besuchen und dann zu verschwinden, das wollen wir nicht. Das ist unhöflich. Toilettengebühr? Hmm, er sagt nichts. Da besinnt sich die erste von uns auf ihre guten Manieren und vor allem auf ihren guten Geschmack und ordert eine Lokalrunde. Irischer Whiskey! Der geht immer hier in Irland! Wir haben ja auch schon die eine oder andere
Destillerie besucht und natürlich gekostet.
Da sehen wir doch glatt ein kleines Lächeln im Gesicht des Pubbesitzers. Es kommen sicher nicht allzu viele deutsche Frauen in seinen Pub und ordern Lokalrunden, nur um mal die Örtlichkeit zu testen.
Unser Fahrer und der Guide wundern sich schon ein wenig, zehn Frauen gehen rein, keine kommt wieder raus… Ist dieser Pub ein Frauenverschlinger?
Nein, sicher nicht! Wir haben Spaß, warten bis alle durch sind und genießen unseren nachmittäglichen Drink. Wie heißt es doch? „Irgendwo auf der Welt ist es schon nach 17 Uhr….“
Wir nehmen erleichtert im Bus Platz und freuen uns auf den Rest der Strecke, sogar die Sonne kommt ein wenig raus. Irland ist schön!
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Da wäre ich gern dabei gewesen. Einen guten irischen Whiskey trinke ich gerne. Rauchig-torfig sind mir die liebsten.
LG Liane
*lach* das war schon recht schräg, der Whisky aber gut!
Liebe Grüße
Gabriela