Auf dem Mont St. Michel
Es ist der erste Stopp auf unserer Tour mit der Mein Schiff 4 von Hamburg nach Mallorca und ich freue mich riesig auf den Mont St. Michel. (To the English blog with more pics.)
Nach einem Seetag sind wir nun in der Hafenstadt Le Havre angekommen. Ein Ausflug nach Paris reizt uns nicht, aber drei Stunden Fahrt durch die grüne Normandie mit den vielen Feldern und unzähligen Hecken, die verhindern, dass der fruchtbare Boden durch den vielen Regen weggeschwemmt wird.
Die grauen Natursteinhäuser, die hier so typisch sind für diese Region fügen sich wunderbar in die wenig bewohnte Gegend ein. Dann ruft der erste Mitreisende: „ich kann ihn sehen, den Mont St. Michel!“
Tatsächlich, dort hinten, ganz klein ragt er aus der Ebene empor. Nun ist es auch Zeit, dass Frédérique, unsere fantastisch deutsch sprechende Reiseleiterin uns von der Entstehung des Klosters auf diesem riesigen Felsen im Meer erzählt.
Die Geschichte des Mont St. Michel
708 ist einem Bischof dreimal der Erzengel Michael erschienen. Der erwartete, dass eine Kapelle zu seinen Ehren errichtet wird. Der Bischof wollte nicht so wirklich und ist daraufhin nach Konstantinopel gepilgert. Als er nach einem Jahr wieder zurückkam, hatte sich die Landschaft in seiner Heimat grundlegend verändert. Aus dem ehemals fast undurchdringlichen Wald, in dem sich drei hohe Hügel verbargen, war eine Wattlandschaft mit drei Inseln im Meer geworden. Eine große Flut hatte die ganze Küste verändert. Das ist die Version unserer Reiseleiterin, in Wikipedia steht es etwas anders. Jeder möge sich bitte sein Bild selbst machen… 😉
Auf dem Weg zum Mont St. Michel
Zu Ehren des Erzengels begann man nun den Bau eines Klosters auf einer dieser felsigen Inseln. Bei Ebbe ist sie zu Fuß vom Festland aus zu erreichen. Bei Flut liegt sie gut geschützt gegen Angreifer in den tosenden Wellen.
Immerhin ca. 50 Personen leben heute noch ständig in dem kleinen Dorf am Fuße des Klosters. Sie leben vom Tourismus, der gerade in den Sommermonaten natürlich ganz erheblich hier boomt. Bis zu 3,5 Millionen Menschen besuchen jährlich diese winzige Insel, die ca. 830 m Umfang hat.
Wattlandschaft mit Salzweiden
Einige Hotels stehen so an der Küste, dass die Gäste den besten Blick über die Salzweiden mit ihren weißen Schafen hinüber zum Felsen haben.
Wir haben Glück. Nicht nur die Wolken haben sich verzogen und einem strahlend blauen Himmel Platz gemacht. Bei durchschnittlich 200 Regentagen im Jahr ist das durchaus keine Selbstverständlichkeit. Es sind auch nur verhältnismäßig wenige Autos und Busse auf den riesigen Parkplätzen, die weit ab vom Mont St. Michel gebaut wurden. Von hier werden die Touristen mit kostenlosen Shuttlebussen oder kostenpflichtigen Pferdekutschen über den inzwischen asphaltierten Damm zur Insel transportiert. Zu Fuß geht man zügig ca. 40 min, wie wir selbst auf dem Rückweg austesten.
Nun stehen wir auf dem Fels in der Brandung, vor dem Eingang zum Dorf. Es ist nur eine kleine Öffnung in der Stadtmauer. Frédérique führt uns aber daran vorbei, wir beginnen den Anstieg durch den Eingang für die Gendamerie. Hier ist nichts los und sie kann uns schneller bergauf führen, als wenn wir uns alle durch die engen Gassen und die anderen Touristen quälen müssten.
Auf dem Mont St. Michel
Bevor wir in das eigentliche Kloster kommen, müssen wir unsere Eintrittskarten und den Inhalt unserer Handtaschen vorzeigen. Die Tickets erwirbt man am besten online oder unten am offiziellen Eingang zum kleinen Dorf.
Zunächst sammeln wir uns an der höchsten Stelle des Klosters, auf dem Platz vor dem Eingang zur Klosterkapelle. Da heute Sonntag ist, findet dort gerade eine gut besuchte Messe statt. So werden wir über alles Wissenswerte hier in der Sonne und einer ganz leichten Brise Wind aufgeklärt. Ich gebe zu, ich trete lieber an die Brüstung der Plattform und schaue mir die unendlich weit scheinende Wattlandschaft an. Nicht weit entfernt liegt die zweite der drei entstandenen Inseln. Sie ist ein unbewohntes Refugium für Vögel.
Viele Menschen wandern gerade in mehr oder weniger großen Gruppen durch das Watt, das sicher durch seine Priele auch so seine Tücken hat.
Frédérique ist fertig und führt uns leise durch die Kapelle hindurch zu einem Seitenausgang. Hier werden Souvenirs verkauft.
Dann stehen wir im wunderschönen Kreuzgang des Klosters. Die Kirchenglocken schlagen laut die Stunde. In der Mitte befand sich früher der Kräutergarten der Mönche, die auch Pilger behandelten. In der französischen Revolution wurden die Mönche vertrieben und das Kloster wurde später zu einem Gefängnis.
Dann stehen wir im ehemaligen Refektorium. Gut kann ich mir vorstellen, wie zu jeder Mahlzeit ein Mönch seinen Mitbrüdern vorlas, die schweigend ihre Mahlzeiten hier einnahmen.
Durch eine kleine Tür und über eine steile Treppe geht es abwärts in die riesige Halle, wo nicht nur gekocht wurde, sondern hier wurde auch der König und andere Gäste empfangen.
Weiter geht es abwärts. Unterhalb der Kirche stehen die riesigen Säulen, die auch die Kirche tragen. Es ist die Apsis des Kirchengebäudes.
Wir sehen das hohe hölzerne Rad, das Waren und Lebensmittel über den Schrägaufzug in das Kloster brachte. In ihm mussten die Männer ordentlich treten, um es in Bewegung setzen zu können.
Der letzte große Raum, den wir betreten, ist auch das Ende unserer Führung. Durch die hohen Fenster kommt genügend Licht hinein, sodass die Mönche hier die heiligen Schriften wieder und wieder kopieren konnten.
Im Dorf
Wir treten nun wieder hinaus in die Sonne. Ein kleiner Weg führt uns ins Dorf. Gegen den aufkommenden Hunger hat uns Frédérique noch ein Crêpe oder die herzhafte Variante, ein Gallet empfohlen.
In einem kleinen Bistro lassen mein Mann und ich uns dankbar nieder und entscheiden uns für ein Gallet au fromage. Es kommt ein dunkler Crêpe aus Buchweizenmehl mit dem berühmten normannischen Käse, der geschmolzen im gefalteten Crêpe versteckt ist. Diese Spezialität ist wirklich lecker und macht ordentlich satt.
So gestärkt bummeln wir bergab durch die Gassen und kleinen Läden. Wir haben noch ein wenig Zeit bis zur Abfahrt und genießen noch die warme Sonne auf der Stadtmauer. Langsam kommt auch das Meer zurück und umspielt noch ganz sanft den Felsen.
Auf dem großen Vorplatz hat sich eine große Anzahl von französischen Pfadfindern versammelt. Sie bilden nun einen riesigen Kreis, zeigen ihre Standarten und singen gemeinsam ein Lied.
Wir machen uns gegen sie Sonne auf über den Damm vom Mont St. Michel zum Parkplatz. Dieser Besuch hat sich wirklich gelohnt!
Die drei Stunden Fahrt zum Schiff vergehen recht schnell, nicht nur, weil mir kurz mal die Augen zufallen und ich ein wenig vom Mont St. Michel träume…
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Wer noch mehr zur Normandie wissen möchte, findet auf dieser Blogparade, an der ich auch teilnehme, sicher noch viel Wissenswertes!
Toller Bericht. Wenn ich das nächste Mal in Le Havre bin, werde ich Mont St. Michel besuchen.
Es lohnt sich wirklich, vor allem in der Nachsaison. Viel Spaß!
Liebe Grüße Gabriela